Ecuador - Kleines Land auf dem Äquator
Ecuador - Kleines Land auf dem Äquator
Autor: Natalie

Ecuador - Kleines Land auf dem Äquator

Das südamerikanische Land Ecuador ist kleiner als Deutschland, vereint aber auf seiner Fläche die unterschiedlichsten Klimazonen. Neben der fruchtbaren Küstenregion und dem Anden-Hochgebirge gehören auch der Amazonas-Regenwald und die Galápagos-Inseln dazu.

Ecuador ist benannt nach dem Äquator, der das Land durchzieht. Dort kommt die Sonne meistens genau von oben, also besser den Hut nicht vergessen! Außerdem gibt es in Ecuador keine vier Jahreszeiten wie in Deutschland. Dafür kann es vor allem in den Anden vorkommen, dass dir an einem Tag erst die Zähne klappern und du dann im T-Shirt herumlaufen kannst. Die Kultur ist genauso vielfältig wie die Klimazonen: Neben westlich beeinflussten Mestizen gibt es dynamische indigene Völker und afrikanischstämmige Ecuadorianer.

Kulinarik

Eins vorweg: Es stimmt, in Ecuador werden tatsächlich Meerschweinchen gegessen. Die gibt es vor allem zu besonderen Anlässen, wo sie dann im Ofen oder am Spieß gebraten werden. Ansonsten unterscheidet sich die Küche je nach Region stark. An der Küste steht oft Banane auf dem Speiseplan, in zahllosen Zubereitungsarten und zu sämtlichen Mahlzeiten. Im Hochgebirge gilt dasselbe für Getreide. Mais zum Beispiel gibt es gekocht, gebraten, als mote (eingeweicht), als tostado (gebratene Körner) und sogar als Popcorn zur Suppe! Traumhaft ist die Vielfalt an exotischen Früchten. Von Ananas und Papaya haben die meisten schon gehört, aber kennst du schon Pepino, Achiote, Guanábana oder Naranjilla?

Kunst & Brauchtum

Einer der schönsten Bräuche in Ecuador ist die Feier des Inti Raymi, des Sonnenfests. Diese wird um den 21. Juni anlässlich der Sommersonnenwende begangen, vor allem dort, wo die indigenen Völker stark vertreten sind. Wochenlang wird in einem Dorf nach dem anderen gefeiert und getanzt. Alle laufen gemeinsam im Kreis und stampfen dabei auf den Boden, ein Gruß an die Pachamama, die Mutter Erde. Dabei hat fast jeder irgendein Musikinstrument dabei: Gitarre, Flöte, Trommel, Melodica, Geige… So zieht man gemeinsam von Haus zu Haus und überall wird dir Essen und Trinken angeboten. Schließlich musst du die ganze Nacht durchhalten!

Handwerk und Tradition

In Otavalo, zwei Stunden nördlich von Quito, ist der angeblich größte Kunsthandwerkmarkt von Südamerika zu finden. Auf der Plaza de los Ponchos und samstags auch in den umliegenden Straßen kann man – logischerweise – Ponchos, aber auch Musikinstrumente, Souvenirs, Kleidung und vieles mehr erstehen. Doch Vorsicht, überall sollte gehandelt werden, sonst zahlst du leicht das Dreifache.

Im Süden Ecuadors, vor allem in Cuenca, werden die berühmten Panama-Hüte hergestellt. Die Ecuadorianer mögen den Namen aber gar nicht und nennen den Hut lieber “Toquillastrohhut”. Eine mögliche Erklärung für den irreführenden Namen ist, dass ecuadorianische Arbeiter beim Bau des Panamakanals diese Hüte trugen, die dann vom US-Präsidenten Roosevelt entdeckt und berühmt gemacht wurden.

Geschichte

Für einige Jahrtausende teilten sich verschiedene Völker das ecuadorianische Gebiet. Erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts kamen die Inka und verleibten sich das Territorium gewaltsam ein. Doch ihr Triumph währte nur kurz: Nur wenige Jahrzehnte später erreichte der Spanier Pizarro Ecuador und besiegte die durch interne Machtstreitigkeiten geschwächten Inka. Als im 19. Jahrhundert der Feldherr Simon Bolivar mehrere Länder Südamerikas von der spanischen Herrschaft befreite und zu Großkolumbien zusammenschloss, war darunter auch Ecuador. 1830 zerfiel Großkolumbien in seine Einzelteile und der moderne Staat Ecuador entstand. Seit Beginn war die Politik kompliziert, alleine zwischen 1996 und 2006 gaben sich sieben Präsidenten die Klinke in die Hand. Das eigentlich an natürlichen Ressourcen reiche Land hat bis heute mit einer hohen Armutsquote und korrupten Politikern zu kämpfen.

Religion

Fast alle Ecuadorianer sind katholisch, viele haben zum Beispiel ein Jungfrauenbild am Rückspiegel hängen. Um auch den Teil der Bevölkerung zu erreichen, dessen Muttersprache nicht Spanisch ist, werden in manchen Regionen katholische Messen sogar auf Kichwa abgehalten. Auch der Schamanismus spielt vor allem bei der ländlichen Bevölkerung eine Rolle. Um Krankheiten zu diagnostizieren, wird der Körper des Kranken zum Beispiel mit einem Meerschweinchen abgerieben, in dessen Innereien man dann die Diagnose ablesen kann. Um schlechte Energien aus dem Körper zu saugen, badet man in kaltem Wasser und klopft den Körper mit Brennesseln ab. Das juckt zwar wie verrückt, sorgt aber für eine gute Durchblutung.

Architektur & Landschaft

Die Hauptstadt Quito liegt auf über 2800 m, nicht viel niedriger als der Gipfel der Zugspitze. Abgesehen davon, dass einem bei Steigungen die Luft ausgeht, fällt das aber kaum auf. Statt Schnee und nacktem Fels gibt es hier Einkaufszentren, Parks und jede Menge Autoverkehr. Quito ist wie viele andere Städte in den Anden von Vulkanen umgeben, allein auf dem ecuadorianischen Festland gibt es über 20 Vulkane. Manche sind sogar noch aktiv und man kann nachts die Lava hinunterfließen sehen!
Ein weiteres Highlight des Landes sind die Galápagos-Inseln, die ca. 1000 km vom Festland entfernt im Pazifik liegen. Auf jeder der zahlreichen Inseln sind die Tiere ein wenig anders, was Charles Darwin damals zu seiner Evolutionstheorie inspirierte. Noch heute sind die Tiere so zutraulich, dass man seine Sitzbank mit einem Seebären teilen, oder aus Versehen über einen Haufen schwarze Meerechsen stolpern kann.

Sprache & Menschen

Die meisten Einwohner Ecuadors sind sogenannte Mestizen, haben also eine gemischte Herkunft. Es gibt aber auch insgesamt 18 indigene Völker, von denen das größte das der Kichwa ist. Deren Tracht besteht aus wunderschön bestickten Blusen für die Frauen und Ponchos und langen Zöpfen für die Männer. Vor allem die Kichwas aus Otavalo sind vielgereist, sogar in deutschen Fußgängerzonen verkaufen sie ihr Kunsthandwerk und machen ecuadorianische Musik. Halte mal die Augen offen! Das Leben im Hochgebirge ist entspannter und ruhiger, während die Menschen an der Küste sehr lebhaft sind und gerne viel und laut reden. Dort leben besonders viele Afroecuadorianer, die Elemente der afrikanischen Kultur mit nach Ecuador gebracht haben.