Japan in Deutschland erleben
Wenn du Japan hörst, denkst du vielleicht an Sushi, respektvolle, höfliche Menschen und komplizierte Schriftzeichen. Viel bekommt man durch die Medien nicht mit. Dabei steckt so viel Interessantes hinter dem Land im Pazifik. Und: Japan gibt es auch in Deutschland! Ja, genau! Wir zeigen dir, wie du Japan in Deutschland erleben kannst und was es alles über Japan zu wissen gibt.
Inhalt
- Ein Land aus tausenden Inseln
- Sehenswertes – Kirschblüten und Tempel
- Essen & Trinken – roher Fisch und klebriger Reiskuchen
- Lifestyle – Minimalismus und Manga
Ein Land aus tausenden Inseln
Wusstest du, dass Japan aus tausenden von Inseln besteht? Die wichtigsten davon sind die vier Hauptinseln Honshu, Hokkaido, Kyushu und Shikoku. Viele der anderen Inseln sind teilweise sehr klein und gar nicht bewohnt. Auch wenn Japan nur wenig größer ist als Deutschland, hat das Land ca. 120 Millionen Einwohner und damit 40 Millionen mehr als Deutschland. Japan als Insel-Staat hat zwar keine Landesgrenzen, wurde aber trotzdem stark von seinem großen Nachbar China beeinflusst.
Der zweite Weltkrieg prägte das Land sehr, löschten die Atombombenabwürfe doch die beiden Städte Hiroshima und Nagasaki vollkommen aus. In der Nachkriegszeit erfuhr Japan jedoch ein Wirtschaftswunder und ist heute einer der Weltmarktführer in Industrie und Technologie.
Weltweit bekannt ist auch die wunderschöne Landschaft Japans: Das Land ist zu großen Teilen mit bewaldeten Berglandschaften bedeckt, das Klima kann auf den vielen Inseln jedoch stark variieren. In der Nähe der Hauptstadt Tokio erhebt sich der imposante Berg Fuji, der als Nationalsymbol gilt.
Wenn man als Tourist kein Japanisch kann, ist die Orientierung – vor allem auf dem Land – nicht immer einfach. Sind die Schilder nicht auf Englisch übersetzt, wird es schwierig, denn die japanische Schrift wird gleich in drei Schriftsystemen dargestellt: chinesische Kanji, Hiragana und Katakana.
Sehenswertes – Kirschblüten und Tempel
Japan …
Die wohl bekannteste japanische Tradition ist das Kirschblütenfest, auch Hanami genannt. Es wird im Frühjahr gefeiert, wenn die Kirschbäume blühen. Um diese Pracht zu bestaunen, treffen sich Japaner in der Zeit des Kirschblütenfestes (etwa zehn Tage) oft im Park mit Freunden zu einem Bier oder Sake (ein alkoholisches Getränk aus Reis). Übrigens gibt es auch ein Pendant im Herbst: Momijigari. Dann werden die bunten Herbstblätter bewundert.
Gefeiert wird auch bei anderen sogenannten Matsuri (japanische Volksfeste), zum Beispiel zur Reisernte. Die Matsuri sind von Region zu Region unterschiedlich. Aber im Zentrum der Feierlichkeiten stehen meist Tempel, Shinto-Schreine oder Mikoshi-Umzüge (Mikoshi sind tragbare Schreine).
Denn die beiden wichtigsten Religionen in Japan sind der Shintoismus und der Buddhismus, die friedlich nebeneinanderher existieren. Die meisten Japaner praktizieren beides und so sind überall prächtige Shinto-Schreine und buddhistische Tempel zu finden. Um eine der religiösen Stätten zu besuchen, wäscht man sich zunächst Hände und Gesicht, verneigt sich dann mehrmals und zieht an einer Glocke. Um die Schreine und Tempel zu betreten, muss man seine Schuhe ausziehen, bekommt aber Pantoffeln zur Verfügung gestellt.
Besonders interessant ist auch die traditionelle japanische Architektur. Typische Konstruktionsmaterialien sind hier Holz und Papier, das Dach besteht aus Ziegeln oder Schilf. Oft sind die Häuser auf Pfählen gebaut und besitzen Holzfachwerk, was sie erdbebensicher macht. In Gärten, auf Terrassen oder Balkonen sieht man überall in Japan sogenannte Bonsai, Miniatur-Bäume in speziellen Schalen. Sie gehören meist Sammlern, die diese Gartenkunst als Hobby betreiben.
… in Deutschland erleben
Japanische Kirschblütenfeste sind mittlerweile auch in Deutschland relativ bekannt und verbreitet. Sie werden von den Deutsch-Japanischen-Gesellschaften einiger Städte organisiert und erfreuen sich großer Beliebtheit. Es gibt sie zum Beispiel in Berlin, Hannover oder Passau. Doch das größte findet jährlich in Hamburg statt, der einzigen Stadt weltweit neben Melbourne und Washington, die eine Kirschblütenprinzessin wählen darf.
Und in Frankfurt am Main gibt es sogar ein Japan-Festival: das Main Matsuri. Dort kannst du jeden Sommer hautnah japanische Kultur in Deutschland erleben. Das Angebot und Programm reicht von japanischen Leckereien bis hin zu einem tollen Bühnenprogramm mit Künstlern aus Japan, einem Cosplay Contest und verschiedenen Workshops.
Japan-Fans kennen sicherlich Little Tokyo in Düsseldorf, die einzige Japantown in Deutschland. Hier leben weit über 6000 Japaner. In Düsseldorf siehst du zweisprachige Straßenschilder, kannst im ersten Manga Kissa (Mischung aus Bibliothek und Café) Deutschlands in japanische Mangas eintauchen und beim Japan-Tag oder beim Filmfestival Eyes on Japan die japanische Kultur erleben.
Im EKO-Haus in Düsseldorf, dem europaweit einzigen japanischen Tempel der Jōdo-Shinshū (eine der größten japanischen Schulen des Buddhismus), kannst du an buddhistischen Festen teilnehmen oder den Tempelgarten besichtigen. Japanische Gärten gibt es nicht nur in Düsseldorf, sondern in vielen deutschen Städten, zum Beispiel in Karlsruhe (mit Shinto-Schrein), in München, in Wiesent bei Regensburg, in Würzburg oder in Bonn.
Gehst du in einen japanischen Garten, wirst du sicherlich auch den ein oder anderen Bonsai entdecken. Ganze Bonsai-Gärten findest du zum Beispiel in München oder nahe Potsdam. Hole dir doch deinen eigenen Bonsai in dein Zuhause oder züchte selbst einen. Besorge dir eine passende Schale und stelle deinen Bonsai ganz traditionell auf einen typischen Präsentationstisch mit Rollbild im Hintergrund. So hast du deine ganz persönliche Japan-Ecke in deiner Wohnung.
Essen & Trinken – roher Fisch und klebriger Reiskuchen
Japan …
In Japan wird viel Wert auf frische, saisonale Lebensmittel und eine schonende Zubereitung gelegt. Unter den Zutaten sind viel Gemüse, Meeresfrüchte, Algen und Pilze, und natürlich Reis. Weltweit bekannt sind Sushi, das aus rohem Fisch hergestellt wird, und Ramen, eine Suppe, die aus speziellen Weizennudeln, einer Brühe und variierenden Zutaten wie Fleisch, Gemüse oder Eiern besteht.
Besonders ungewöhnlich ist natto, eine klebrige Masse aus fermentierten Bohnen. Es zieht Fäden und riecht wie schmutzige Socken, doch sobald man sich daran gewöhnt hat, möchte man es nicht mehr missen. Zum Nachtisch gibt es unerwartete Geschmäcker: Süßes aus roter Bohnenpaste, Eis mit Grünteegeschmack oder Mochi, klebrigen Reiskuchen.
Wer sein Essen für unterwegs mitnimmt, benutzt meist eine Bento Box dafür. Diese Boxen mit mehreren voneinander getrennten Fächern gibt es in Japan schon seit dem 5. Jahrhundert. Traditionelle Bentos sind aus Holz und schön verziert. Selbstverständlich wird das Essen darin besonders schön hergerichtet – das Auge isst schließlich mit.
Nicht nur außergewöhnliches Essen, sondern auch besondere Getränke gibt es in Japan. Neben verschiedenen Tees, unter anderem Matcha (pulverisierter Grüntee), der auch bei japanischen Teezeremonien gereicht wird, ist Sake (ein alkoholisches Getränk aus Reis) wohl am bekanntesten und beliebtesten.
… in Deutschland erleben
Sushi-Restaurants gibt es in Deutschland glücklicherweise sehr viele, machmal sogar mit einem echten Sushi-Meister aus Japan als Koch. Dort bekommst du häufig auch weitere kulinarische Spezialitäten aus Japan wie Mochis und Sake.
Auch Teezeremonien findest du bei uns, z. B. in München im Englischen Garten. Und Matcha kannst du mit speziellem Zubehör – einer Matcha-Schale und einem Bambusbesen – auch leicht zuhause zubereiten. Oder wie wär’s mit einer japanischen gusseisernen Teekanne und einem Vorrat an Sencha-Tee für ein bisschen Japan-Feeling in deinem Alltag?
Lifestyle – Minimalismus und Manga
Japan …
Höflichkeit, Motivation und Disziplin gelten in allen Lebensbereichen als selbstverständlich. Selbst Ausflüge mit der Familie werden in Japan minutiös geplant. Dabei wird manchmal übertrieben, viele Menschen in Japan leiden an Überarbeitung. Gegenüber Fremden wirken Japaner am Anfang oft distanziert, doch sobald man sich kennengelernt hat, sind sie herzlich, hilfsbereit und zugewandt.
Japaner haben in der Regel eine recht große Begeisterung für verschiedenste Kunst. In der ereignisreichen Geschichte des Landes hat es viele kulturelle Blütezeiten gegeben, die zahlreiche Kunstformen hervorgebracht haben. Dazu gehören neben der berühmten Malerei das traditionelle Kabuki-Theater, Haiku-Gedichte und vieles mehr.
Bestimmt kennst du auch japanische Comics, sogenannte Mangas, oder hast den ein oder anderen vielleicht schon mal in der Hand gehalten. Echte Mangas sind meist schwarz-weiß und werden von rechts nach links und von hinten nach vorne gelesen. In Japan gibt es Mangas für alle Altersgruppen und auch inhaltlich gibt es nichts, was es nicht gibt.
Apropos was es nicht gibt: Die Inneneinrichtung japanischer Wohnräume ist minimalistisch und multifunktional. Ein Kissen macht den Raum zum Wohnzimmer, ein Futon zum Schlafzimmer. Übermäßig Einrichtungsgegenstände oder Deko suchst du hier vergeblich. Die Tische sind kniehoch und beheizt; man sitzt auf Polstern auf dem Boden, der mit tatami, Reisstrohmatten, ausgelegt ist.
Viel über die japanische Kultur verrät auch kintsugi, die Kunst, Keramik zu reparieren. Anstatt zerbrochenes Geschirr wegzuwerfen, wird es mit Goldlack geklebt und erlangt so einen neuen Stellenwert: Der ursprüngliche Makel ist zu einem ästhetischen Alleinstellungsmerkmal geworden.
… in Deutschland erleben
Längst auch in Deutschland angekommen und in den letzten Jahren wieder an einem Höhepunkt angelangt, sind japanische Mangas. In Manga Shops, aber auch im Buchhandel, bekommst du die verschiedensten Mangas. Und auf der Frankfurter und der Leipziger Buchmesse haben Mangas sogar einen eigenen Bereich. Dorthin pilgern unzählige Manga-Fans und verkleiden sich dabei möglichst originalgetreu als Manga-Figur. Diese Fanpraxis wird im Übrigen Cosplay genannt und hat in Deutschland sogar eine eigene Meisterschaft.
Auch kintsugi erfreut sich in Deutschland seit einiger Zeit großer Beliebtheit. Deshalb werden vielerorts Seminare oder Workshops angeboten, bei denen du diese japanische Kunst lernen kannst. Oder du kaufst dir ein Reparaturset für zuhause. Die Alternative sind schon fertige, individuelle kintsugi-Stücke. Doch ganz egal ob selbst gemacht oder gekauft: Das mit Gold geflickte Geschirr lässt dich Japan jeden Tag aufs Neue erleben.
Und jetzt? Erzähle uns gerne, wie dir diese Inspirationen gefallen und welche eigenen Ideen du noch hast. Bist du bei Instagram oder Facebook? Dann verlinke doch @curicosmo, wenn du das nächste Mal in deiner Heimat auf Weltreise bist. #zuhausedieweltbereisen